Geschlechtergerechtigkeit ist auch in den Künsten noch lange nicht erreicht. Gleich ob bei der Bezahlung, bei Präsentationsmöglichkeiten oder der Vergabe von Preisen: Erfolg hängt weiterhin auch vom Geschlecht der Künstler*innen ab. Daher legt die Rudolf Augstein Stiftung eine neue Förderlinie auf: re:balance – Geschlechtergerechtigkeit in den Künsten.

Ziel ist es, über das Schaffen von Öffentlichkeit sowie über individuelles Mentoring im stark von persönlichen Netzwerken geprägten Kunstsektor einen Beitrag zu strukturellen Veränderungen zu leisten. Auftakt der Förderlinie bildet das Mentoring-Programm für Künstler*innen, das 2023 zum ersten Mal stattfand.

Impressionen der Pilotrunde

Flankiert wurde das Mentoring durch verschiedene Veranstaltungsformate: Neben der Auftaktveranstaltung mit allen Mentor*innen und Mentees im eeden Hamburg und einem Workshopwochenende für die Mentees fand zum Abschluss eine öffentliche Paneldiskussion zum Thema „Quoten, Jurys, Gagentransparenz: Welche Reformen braucht es für Geschlechtergerechtigkeit in den Künsten?“, moderiert von Teresa Bücker, im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg statt.

Mentoring-Programm

Das Mentoring-Programm richtet sich an ambitionierte Nachwuchstalente und erfahrene Künstler*innen mit hohem Potential an entscheidenden Wendpunkten ihrer Karriere (alle Frauen sowie trans, inter und nichtbinäre Menschen). Bewerben können sich Künstler*innen aller Sparten aus dem gesamten Bundesgebiet. Ziel des Programms ist es, die teilnehmenden Künstler*innen (Mentees) dabei zu unterstützen, einen Entwicklungssprung in ihrer Karriere anzubahnen.

In Tandems arbeiten die Mentees mit renommierten Mentor*innen sieben Monate lang an einer individuellen beruflichen Fragestellung oder Herausforderung. Expertise und Erfahrung der Mentor*innen dienen dazu, die Mentees untereinander und mit Entscheidungsträger*innen in ihrer jeweiligen Sparte zu vernetzen, ihre künstlerische Position und Selbstpräsentation zu stärken und sie bei der Lösung ihrer selbstgesetzten Aufgaben kompetent zu begleiten.

Ferner vermittelt das Programm Strategien für den Umgang mit geschlechtsbezogenen Hürden. Darüber hinaus schulen wir die Mentees an einem Workshop-Wochenende in Themen wie Selbstpräsentation, Verhandlungsgeschick und Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Auswahlkriterien und Leistungen des Programms

Nach erfolgreicher Pilotierung geht das Mentoring-Programm von September 2024 bis April 2025 in eine neue Runde. Der Bewerbungszeitraum für die neue Runde endete am 14. April.

Die Teilnahme am Programm ist kostenfrei. Reisekosten innerhalb Deutschlands übernehmen wir für bis zu drei Tandemtreffen und alle weiteren Präsenztermine in der Gruppe. Für Kinderbetreuung finden wir individuell zugeschnittene Lösungen.

Unsere Auswahlkriterien:

  • Künstlerische Exzellenz
  • Strategisches Interesse an Ihrer Karriere
  • Passung mit den Mentor*innen
  • Originalität und Eigenständigkeit Ihres künstlerischen Ansatzes
  • Gesellschaftliche Relevanz Ihrer künstlerischen Position

Wir ermutigen Künstler*innen unabhängig von ihrer kulturellen oder sozialen Herkunft, ihrem Alter, ihrer Religion, Weltanschauung oder Behinderung dazu, sich zu bewerben.

Weitere Informationen zum Programm finden Sie in der Ausschreibung Ausschreibung (PDF).

Mentor*innen 2024

Auch in diesem Jahr freuen wir uns auf exzellente Mentor*innen. Wer dabei sein wird, veröffentlichen wir in den kommenden Wochen sukzessive an dieser Stelle. In starken Statements verraten sie ihre Motivation. Diese werden durch einen Klick auf den Namen sichtbar.

Direktorin Prof. Tulga Beyerle des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, fotografiert am 15.04.2024 fuer das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
© Julia Steinigeweg

Prof. Tulga Beyerle

Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg, Design-Expertin

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„In meiner Karriere waren es Austausch und Vertrauen, die mir auf meinem Weg geholfen haben. Wenn ich als Mentorin jüngere Kulturschaffende auf ihrem Weg unterstützen und dabei selbst von ihnen lernen kann, würde mich das sehr freuen. Es braucht Solidarität und Netzwerke, um mehr Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen.“

mkg-hamburg.de

© Linda Rosa Saal

Daniela Dröscher

Schriftstellerin

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„Ich liebe den wertschätzenden Austausch zwischen den Generationen. Ich versuche dabei die Mentorin zu sein, die ich mir selbst gewünscht hätte.“

© Dorothea Tuch

Heinrich Horwitz

Regisseur*in / Choreograf*in / Schauspieler*in

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„Wir müssen wieder lernen, solidarische Utopien zu denken, uns darin einander zuwenden, zuhören und wirklich begegnen. In Gemeinschaften können wir aus unserer Marginaliserung eine multiperspektivische Kraft entwickeln. Ich glaube an das Potential des Dialogs, des gemeinschaftlichen Lernens und der solidarischen Hinwendung und sehe in dem re:balance Mentorat eine Möglichkeit, dem vertieft nachkommen zu können.“

heinrich-horwitz.com

Demian Kappenstein
© Josephine Schulz

Demian Kappenstein

Jazz- und Popmusiker (Schlagzeug, Komposition)

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„Was spricht dagegen, sich für gleiche Bedingungen und Vorraussetzungen der Geschlechter einzusetzen? Nichts. re:balance hilft dabei!“

instagram.com/demiankappenstein

© Julia Baier

Iris Laufenberg

Intendantin am Deutschen Theater Berlin

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„Ich wurde beruflich erst einmal immer unterschätzt – weil ich eine Frau bin. Das ist eine Situation, die einen für immer prägt und die viele Frauen in den Künsten kennen. Ich freue mich, meine Mentoring-Partnerin dahingehend in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, meine Erfahrungen zu teilen und meine Expertise weiterzugeben.“

deutschestheater.de

© Antje Sauer

Anna Nowak

Geschäftsführerin und Künstlerische Leiterin des Kunsthaus Hamburg

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„Das Verständnis von Identität und Zugehörigkeit als etwas Statisches hinterfrage ich in meinen Konzepten. Für mich sind sie hybrid und vielschichtig, aber auch ambivalent. Ich finde es notwendig, die Komplexität nicht zu reduzieren, sondern offen zu diskutieren. Bei re:balance freue ich mich sehr auf den Austausch mit meiner Mentee. Die Förderung von Künstler*innen ist seit vielen Jahren Schwerpunkt meiner Arbeit und ich unterstütze gerne mit meiner Expertise, wo ich kann.“

kunsthaushamburg.de

Folkert Uhde
© Henner Fritzsche

Folkert Uhde

Intendant der Köthener Bachfesttage und Co-Erfinder und künstlerischer Leiter der Montforter Zwischentöne in Feldkirch/Vorarlberg

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„Aus meiner Sicht brauchen wir insgesamt neue Haltungen im Kulturbetrieb: Es geht darum, Nähe aufzubauen – anstatt Schwellen abzubauen. Dabei spielen Glaubwürdigkeit, Akzeptanz und letztlich Relevanz eine entscheidende Rolle. Dies schließt KünstlerInnen wie KulturmanagerInnen ein. Im Rahmen von re:balance bringe ich gerne meine Erfahrungen aus verschiedenen Perspektiven im Kulturbetrieb ein und freue mich auf inspirierende Begegnungen.“

folkertuhdekonzertdesign.de

© Birgit Hupfeld

Julia Wissert

Intendantin am Schauspiel Dortmund

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„Ich freue mich Teil von re:balance zu sein und weiter daran zu arbeiten, die Theaterlandschaft inklusiver zu machen. Eine der größten Möglichkeiten für mich ist dabei, ‚Nachwuchs‘ zu unterstützen und Ressourcen zugänglich zu machen, um so vielleicht neue Netzwerke zu stiften.“

theaterdo.de

© Susanne Dupont

Dr. Katharina zu Sayn-Wittgenstein

Geschäftsführerin Dorotheum Deutschland GmbH

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„Ich habe selbst erfahren, dass es möglich ist, als Frau auf dem Kunstmarkt erfolgreich zu sein. Ebenso wie mir Wegbegleiter in meiner Karriere zur Seite standen, freue ich mich durch re:balance die Chance zu haben, meine Expertise einzubringen. Ich möchte meinem*meiner Mentee Motivation und Inspiration bieten, um mögliche Hindernisse zu überwinden, sowie Ziele zu verfolgen und zu erreichen.“

FAQ zur Bewerbung als Mentee